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Schlüssiges Konzept zum Schutz von Menschen mit Behinderungen in der Corona-Pandemie gefordert

Ausgabejahr 2021
Datum 27.01.2021

In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern die Beauftragten von Bund und Ländern ein schlüssiges Konzept zum Schutz von Menschen mit Behinderungen während der Corona-Pandemie.

„Viele Menschen mit Behinderungen werden bei den Impfempfehlungen nicht vorrangig berücksichtigt, obwohl sie besonders gefährdet sind, im Falle der Erkrankung einen schwereren Verlauf der Krankheit zu haben“, kritisiert Petra Wontorra, die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen. Ihr ist es ist wichtig, dass weitere Krankheitsbilder sowie Behinderungen, welche nicht erfasst sind, in die Priorisierungskategorien eingeordnet werden. Dies betrifft zum Beispiel Personen mit schweren seltenen Erkrankungen. 

„Wir müssen zudem dahin kommen, dass nicht nur eine Kontaktperson geimpft werden darf, sondern alle diejenigen, die mit der Pflege, Betreuung und Assistenz der Menschen mit Behinderungen zu tun haben“, fordert Wontorra weiter.

„Auch ist es mir ein wichtiges Anliegen, dass die Impfzentren nicht nur barrierefrei zugänglich, also erreichbar, sind, sondern dass auch die Abläufe dort für alle Menschen verständlich und barrierefrei sind. Barrierefreiheit bedeutet nicht nur, dass es keine Stufen auf dem Weg ins Impfzentrum gibt, sondern es umfasst viel mehr. Die Orientierung muss auch für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen gegeben sein. Die Informationen sowie die Aufklärung müssen in verständlicher und bei Bedarf auch in leichter Sprache vor Ort erfolgen. Das Personal muss im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen geschult sein. Notwendige Assistenz muss akzeptiert werden.

Selbstverständlich ist es wichtig, dass auch die zentrale Impfanmeldung umfassend barrierefrei ist, sei es telefonisch oder über die Internetseiten. Ich habe mitbekommen, dass grundsätzlich viele Impfzentren gut in Sachen Barrierefreiheit ausgestattet sind. Einige Nachbesserungen beziehen sich zum Beispiel auf die Stühle. Es ist wichtig, dass diese Armlehnen haben, sodass sich die Menschen dort abstützen können. Auch sollten überall in den Impfzentren höhenverstellbare Liegen vorgehalten werden sowie Ruheräume, um sich nach der Impfung dort entspannen und ausruhen zu können. Ferner ist es wichtig, dass die Zentren mit Verstärkern ausgestattet sind, sodass Menschen mit Hörbehinderungen diese im Aufklärungsgespräch für sich nutzen können. Auch könnte Personal/Assistenz vorgehalten werden, die die zu impfenden Personen dabei unterstützen, vom Auto aus in die Impfzentren zu gelangen.“

Abschließend empfiehlt Wontorra „Die kommunalen Behindertenbeauftragten und -beiräte müssen auch in Zukunft bei der Ausgestaltung der Impfzentren eingebunden werden, denn so kann bei Problemen mit der Barrierefreiheit nachgesteuert werden. Denn sie sind – überwiegend ehrenamtliche - Expertinnen und Experten in eigener Sache und haben das entsprechende Wissen, was vor Ort noch fehlt, um die Impfzentren für alle Menschen mit Behinderungen barrierefrei zu gestalten.“

 

 Hintergrund:

Viele Menschen mit Behinderungen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung. Gleichzeitig haben sie durch ihre Lebenssituation – beispielsweise wegen Assistenz- und Pflegebedarfs oder wegen des Lebens in einer Einrichtung – auch ein deutlich höheres Ansteckungsrisiko. Die Mehrheit der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland (80 % beziehungsweise 3,31 Millionen) wird nach wie vor zu Hause versorgt. Deshalb sind auch die Pflegedienste in der höchsten Priorität der Impfverordnung (§ 2 CoronaImpfV). Allerdings werden viele Pflegebedürftige nicht von Pflegediensten, sondern von anderen Menschen, wie z.B. pflegenden Angehörigen und Assistenzkräften, versorgt. Diese Lebenswirklichkeit wird in der Impfverordnung nicht abgebildet. Sie sollte aber bei sämtlichen Schutzmaßnahmen berücksichtigt werden. Das reicht von der Frage der Priorisierung bei der Impfung sowie des barrierefreien Zugangs zu Impfungen über die Versorgung mit FFP2-Masken bis hin zur Frage der Versorgung mit Schnelltests, Schutzausrüstung im Allgemeinen und Desinfektionsmitteln. Für alle Schutzmaßnahmen braucht es ein abgestimmtes Konzept, die bisherigen Maßnahmen müssen nachgebessert werden.

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